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Moorweibs Handel;
DesAutor des Textes: Lackey, Mercedes (orig); Stefan Unteregger (übers) Melodie: Des Moorweibs Handel Komponist der Melodie: Mercedes Lackey
"Sagt an, edler Ritter, was tut Ihr hier drin?
Als die Grube ich aushob, hatt' Hirsch ich im Sinn.
Dessen Fleisch ist viel zarter, mit Euch kein Vergleich,
Doch wenn Ihr schon hier seid, dann freß' ich halt Euch!"
"Ich bitt' Euch, gutes Moorweib, so laßt mich doch gehn,
Daß mein Fleisch äußerst zäh ist, kann doch deutlich man sehn.
Ihr habt Euch in mir schlechte Beute erwählt:
Wer mich kennt, sagt Euch gleich, daß Geschmack mir sehr fehlt!"
"So hört: meine Grube habt Ihr ruiniert,
Und für meine Arbeit Ersatz mir gebührt.
Drum putzt bis zum Abend mir gründlich mein Haus,
Und macht Ihr es gut, kommt Ihr heil hier heraus!"
Sie ließ ihn in der Hütte, und des Ritters Mut sank:
überall klebte Schmutz, herrschte übler Gestank.
Das soll bis zum Abend er putzen, doch wie?
Des Haushaelters HAndwerk lehrt man Ritter doch nie!
Und während er dasaß, hört' er fröhlichen Klang.
Er eilte zum Fenster, um zu sehn, wer da sang.
Und sieh! Eine Jungfer schritt singend dahin,
Den Besen geschultert mit fröhlichem Sinn.
"Holde Jungfer, ich bitt' Euch, so tretet doch ein,
Und helft, mich aus Todesgefahr zu befrein:
Das tückische Moorweib mein Leben bedroht -
Ich heirat' Euch, rettet Ihr mich vor dem Tod!"
Darauf trat sie ein, und er klagt' ihr sein Leid.
Sie sprach: "Euch zu helfen bin gern ich bereit -
Doch nun an die Arbeit, und tut, was ich sag';
Ich nehm Euch beim Wort dann am morgigen Tag!"
Sie gab ihm den Besen und heizte gut ein,
Und lehrte ihn, Dinge vom Schmutz zu befrein.
Fenster zu putzen und Böden zu kehrn,
Geschirr abzuwaschen und vielerlei mehr.
Und schließlich, am Abend, wie es glänzt, wie es blitzt!
Erschöpft war der Ritter und ziemlich verschwitzt.
Er sprach: "Teure Braut, das wußt' ich ja nie -
Ist Weiberwerk immer solch gräßliche Müh' ?"
Ein Schatten am Fenster - das Moorweib trat ein,
Sah gründlich sich um und schien fast sich zu freu'n.
"Nun gut, edler Ritter - mein Ehrenwort gilt:
Ihr seid frei, denn Ihr habt unsren Handel erfüllt!"
Tags drauf kam der Ritter zum Tempeltor,
Seine Braut, ganz in Weiß, wartet strahlend davor.
Doch dann bleibt er stehn, und vor Schreck schreit er laut:
Grinsend steht da das Moorweib an der Hand seiner Braut!
Sprach die Braut: "Meine Mutter kennst du sicherlich.
Schon seit Jahren sucht sie einen Gatten für mich.
Du bestandest die Prüfung, und nun bin ich dein,
Und die Hälfte des Waldes soll Mitgift dir sein!"
Sprach er: "Teures Weib, du bist klug, du bist schön,
Und mich reut keineswegs das, was gestern geschehn.
Nur eins, liebstes Weib: deine Mitgift behalt -
Ich schwör dir: nie mehr geh' ich in diesen Wald!"
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